Bidirektionales Laden mit dem EV6

  • Bei uns in der Firma läuft seit über 5 Jahren ein Feldversuch. Die geringen Dauerleistungen sind für die Akkus wohl kaum bis gar nicht spürbar - keine Ahnung wieso da mit der Garantie so rumgeschissen wird.

    Angeblich soll eine DC-Wallbox für 2000-2500€ im Kommen sein. Weiter runter wird's wohl eher nix bis schwierig.


    Aber man wird sehen!

  • Jetzt muss ich auch meine Meinung dazu abgeben.

    Es gibt ja viele Bezeichnungen wie V2G, V2L und V2H, die sich alle grundsätzlich unterscheiden. Der Grundgedanke ist ja als richtig zu bezeichnen, aber der Hintergrund ist mir nicht so verständlich. Ebenso wenig erschließt sich mir der praktische Nutzen.

    VW bietet ein V2H (Vehicle to House) an. Das würde aber ja fast bedeuten, dass mein Auto nach Möglichkeit 24h an der Wallbox hängen muss. Ich müsste mir einen Zweitwagen kaufen, um Mobil zu bleiben. ^^

    Ich möchte hier eine - zugegeben konstruierte - Situation, die nicht praxisfremd ist, darstellen

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    Fall A: Ich habe eine PV samt Akku. Heute im Februar scheint die Sonne kräftig und ich lade mit Überschuss. 60% der PV-Akkukapazität habe ich im Winterhalbjahr für den Notstrombetrieb reserviert, die fehlenden 40% sind rasch nachgeladen. Schon ab einer Ladeschwelle von 80% beginnt der EV 6 den Überschussladevorgang. Es wird kein Stromnetz belastet. Enderfolg: Auto und PV-Akku voll. Die Nächte sind aber noch kalt, daher beginnt die WP das Haus zu beheizen. Erst geht der PV-Akku bis zu 60% SOC in Betrieb, dann versorgt mein BEV das Haus, dessen Akku entleert sich bis zu einem voreingestellten Wert, z.B. 40%. Morgens habe ich einen Termin ca. 300 km entfernt, habe aber 40% im Auto, fahre also zum HPC, lade dort um teures Geld. Aber immerhin habe ich an Stelle des in der Nacht günstigen dynamischen Tarifs einige Cent gespart. Aber ein vielfaches am HPC bezahlt. Und das zu morgendlichen Energiespitzen im Netz.


    Fall B: Ich fahre morgens ins Büro, kann dort gratis laden (es kostet ja nur den Arbeitgeber den Energiepreis!), fahre abends nach Hause, komme um 18:00 dort an. Unter Tags funktioniert somit kein V2H. Abends stecke ich an der Wallbox an, habe also die Energie nach Hause gebracht, die mein Arbeitgeber bezahlt hat, und versorge mein Haus über Nacht. Zu diesen Zeiten ist aber weder große Leistungsabnahme gegeben, noch ist die Energie teuer. Nächster Tag, gleiches Spiel. Ich möchte gar nicht nachdenken, ob dies rechtlich nicht als Stromdiebstahl zu bewerten ist. Mit dieser Variante spare ich etwas an Kosten (die übernehmen andere), aber zur Netzentlastung trage ich nicht bei.


    Ich frage mich daher, ob nicht eine Verdopplung der PV-Akkukapazität im Haus um wenige tausend Euro günstiger ist, als der gesamte Einbau neuer Anlagen und Steuergräte. Begonnen bei einer sündteuren Wallbox, neuer Steuergräte (ich muss ja verhindern, dass Energie ins Netz eingespeist wird, das wäre dann V2G), ich brauche ein Energielastmanagement, .....


    Noch denke ich, dass es andere, billigere und einfachere Möglichkeiten gibt, sein Auto zu laden und ein Haus zu versorgen. Nur wenn es ein Auto kann, heißt das noch nicht, dass man das so verwirklichen soll. Und kurzfristig geht schon gar nichts.

    Walter, seit 10/21 KIA EV6 GT-Line Long Range, RWD, Premium, Runwayred

  • Wie groß ist dein Haus Akku, dass du 60% als Notstrom Reserve blockierst, ist das überhaupt wirtschaftlich?


    Beispiel A: Da hat dein Energiemanagement System versagt. es hat weder mit dem günstigen Netzstrom das Haus versorgt noch dein Auto voll geladen was ja aus deinem Termin mit Zielort hervorgegangen wäre und bei entsprechend wenig prognostiziertem PV Ertrag hätte das System auch bei entsprechender Preis Differenz den Hausakku für den kommenden Tag laden könen.

    Beispiel B: Umschichtung vom Auto in den Haus-Akku wenn dieser nicht voll ist ?

  • Wie groß ist dein Haus Akku, dass du 60% als Notstrom Reserve blockierst, ist das überhaupt wirtschaftlich?

    Hat 11 kWh, im Fall des Falles möchte ich auch 1x Warmwasser erzeugen können. Somit verbleiben mir 40% als "Arbeitsspeicher". Und seit November keinen Überschuss mehr verkauft, im Jänner und Februar minimal. Ab ca. April gehts auf 40%, ab Juni dann auf 30%. Übers Jahr gesehen 70% Eigenverbrauchsanteil bei 67% Autarkie.

    Walter, seit 10/21 KIA EV6 GT-Line Long Range, RWD, Premium, Runwayred

  • Wie groß ist dein Haus Akku, dass du 60% als Notstrom Reserve blockierst, ist das überhaupt wirtschaftlich?

    Im Winter verbraucht das Haus direkt das, was von der PV kommt. Da bleibt für den Speicher nix, der langweilt sich.

    Also kann man eine gewisse Menge einfach drin lassen, dann steht er nicht wochenlang leer da rum.

    Und im Falle eines Stromausfalls kann man darauf zurück greifen.

    Ich hatte noch vor zwei Wochen 48 % Notstromreserve, mittlerweile jedoch reduziert auf zunächst 35%.

    Jetzt hat die PV wieder genug "Spielraum" im Akku.

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  • Ich sehe neben den von Walter (Beispiel B ist ein Kündigungsgrund!) dargestellten Themen u.a. auch noch welche, die ich als Fazit eines Fachaufsatzes gelesen habe:

    Regulatorischer Rahmen

    Die technischen Schwierigkeiten sind allerdings bei Weitem nicht die größten Hindernisse. Die derzeitige Regulatorik würgt die Nutzung des E-Autos als Zwischenspeicher noch vor dem eigentlichen Start ab. Neben viele weiteren Gründen wie u. a. Bestimmungen zum Datenschutz, steuerrechtlicher Fragen oder möglichen De-minimis Tatbeständen sind die Regelungen des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) und der Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV), welche weiterhin Stromspeicher grundsätzlich zum Zeitpunkt der Beladung als Last, zum Zeitpunkt der Entladung als Erzeugungsanlage ansehen, ein Haupthindernis.15


    Darüber hinaus gelten im Gegensatz zu privaten, stationären Speichern, die mit eigen produziertem PV-Strom aufgeladen werden, die Batterien von E-Autos bei Energieabgabe als Graustromerzeugungsanlagen, wodurch der private Halter zur Zahlung der verminderten EEG-Umlage bei geringeren Ausnahmetatbeständen16 verpflichtet ist – sogar wenn das E-Auto ausschließlich mit eigenem PV-Strom aufgeladen wurde, da annahmegemäß keine nachprüfbare Dokumentation hierüber erfolgen kann.


    Es wird offensichtlich, dass der Gesetzgeber an vielen unterschiedlichen Stellen immens nachsteuern muss, um die Potenziale der Sektorenkopplung nutzbar zu machen.

    (Quelle: Rödl&Partner, Kai Imolauer, 6/23)

  • Es würde ja schon reichen, erstmal das netzseitige Aufladen des PV-Akkus freizugeben. Ich lade einfach zu günstigen und somit lastschwachen Zeiten den Akku nach, eine Automatisierung ist den WR-Herstellern ja verboten! 2 Effekte: billig und Netzentlastung. Ich wiederhole mich: kurzfristig geht gar nichts!

    Walter, seit 10/21 KIA EV6 GT-Line Long Range, RWD, Premium, Runwayred

  • Es würde ja schon reichen, erstmal das netzseitige Aufladen des PV-Akkus freizugeben. Ich lade einfach zu günstigen und somit lastschwachen Zeiten den Akku nach, eine Automatisierung ist den WR-Herstellern ja verboten! 2 Effekte: billig und Netzentlastung. Ich wiederhole mich: kurzfristig geht gar nichts!

    Erhm, solange du aus dem Akku nicht einspeist, darfst du laden wie du willst? Theoretisch auch mit dem Notstromdiesel. Du darfst halt nicht den Netzstrom kaufen, im Akku umlabeln und dann als EEG Strom mit deinem PV Strom wieder einspeisen.

  • Erhm, solange du aus dem Akku nicht einspeist, darfst du laden wie du willst? Theoretisch auch mit dem Notstromdiesel. Du darfst halt nicht den Netzstrom kaufen, im Akku umlabeln und dann als EEG Strom mit deinem PV Strom wieder einspeisen.

    In der Praxis könnte ich das tatsächlich, ist mir aber zu aufwändig, da nur manuell einstellbar.

    Walter, seit 10/21 KIA EV6 GT-Line Long Range, RWD, Premium, Runwayred

  • Ohne die Technik werden keine Gesetze notwendig sein. Jetzt wird gezeigt, dass es technisch geht und die Politik wieder an der Reihe ist nachzusteuern.

    Sehen muss man das wohl von der Seite, das zu bestimmen Zeiten Strom über sein wird, der dringend weg sollte oder eben nicht verbraucht werden sollte, weil der ökologische Strom knapper ist.

    Dann kann man auch über die Wandlungsverluste hinwegsehen, wenn es preislich für alle (Erzeuger/Verbraucher/Verteiler) Vorteile bietet.