Würde ich den EV6 aus heutiger Sicht nochmals kaufen? Eher nicht.
Aber nicht, weil der EV6 ein schlechtes Auto wäre (ist er nämlich überhaupt nicht). Aber unser Auto ist ein technologischer Zwitter, ein ganz normales Auto, einfach mit elektrischem Antrieb. Das hat Vor- und Nachteile. Viele Sachen sind jahrelang bewährt und funktionieren zuverlässig.
Aber die Architektur der Fahrzeugelektronik hat, wie bei vielen anderen Herstellern auch, den zweifelhaften Charme der 90er. Ein heterogener Haufen von Klein- und Kleinstrechnern ("Steuergeräte") sind mittels eines unsäglich langsamen Netzwerks zusammengetackert. Natürlich sind Updates für einen solchen Drahtverhau aufwändig und, wir alles wissen es, ermüdend langsam. Aber das ist bei vielen Herstellern halt Stand der Technik. Um zu einem "software defined" Fahrzeug mit kontinuierlichen Updates zu kommen, müssen die Hersteller diese Architektur neu denken (oder halt einfach bei Tesla abschauen).
Mein nächstes Auto muss zwingend eine solche Architektur aufweisen. Ich will nicht mit einem USB Stick rumrennen, um ein beklopptes Kartenupdate einzuspielen. Ich will nicht für jedes Mini-Update zum Händler müssen. Und ich will (und werde) nicht jährlich ich-weiss-nicht-wieviele Taler dafür zahlen, damit der Hersteller mir gnädigerweise ein Update via Handy Netz zukommen lässt. Und selbstverständlich muss sich das Auto auch via WLAN verbinden können. Alles andere ist in meinen Augen heute nicht mehr akzeptabel. Es muss einfach mindestens das können, was praktisch jedes vernetzte elektronische Gerät bis hinunter zum Billig-Gadget heutzutage ganz selbstverständlich kann.
Ob mein nächstes Auto dann von Kia oder sonst einem Hersteller kommt, weiss ich nicht. Aber ich bin ziemlich sicher, dass Hersteller, welche den Weg zum "software defined vehicle" nicht gehen, über kurz oder lang abgehängt und irgendwann fehlen werden.