**Erfahrungsbericht nach 10.000 km mit dem Kia EV6 GT-Line (Facelift, Allrad, Vollausstattung), EZ März 2025**
Hallo zusammen,
nach ziemlich genau 10.000 km mit meinem Kia EV6 Facelift innerhalb von 3 Monaten und 14 Tagen möchte ich hier meine bisherigen Erfahrungen teilen. Vielleicht hilft mein Bericht ja anderen, die vor einer ähnlichen Entscheidung stehen oder sich einfach für die Stärken und Schwächen des Fahrzeugs interessieren – besonders, wenn man wie ich vorher Tesla gefahren ist.
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## **Positives **
**Software und Zuverlässigkeit**
Die Software des EV6 startet schnell und läuft bis auf ein oder zwei Aufhänger stabil. Bei den Vorfacelift EV6 soll es ja vorkommen, dass das System sich aufhängt, wenn man nach dem Einsteigen zu schnell die Start Taste drückt.
**Fahrkomfort und Geräuschkulisse**
Der Komfort ist auf hohem Niveau. Die Fahrgeräusche sind im Innenraum angenehm leise, selbst bei höheren Geschwindigkeiten. Im Vergleich zu meinem vorherigen Tesla Model Y ist der EV6 vor allem bei der Federung deutlich komfortabler und poltert nicht.
**Ladegeschwindigkeit**
Ein echtes Highlight ist, das weiß natürlich jeder EV6 Fahrer und der, der es werden will, die Ladegeschwindigkeit. Wer bisher nur 400V-Fahrzeuge gewohnt war, wird von der Performance an Schnellladesäulen begeistert sein. Das war für mich ein entscheidender Grund für den Kauf.
**Assistenzsysteme**
Besonders positiv ist mir aufgefallen, dass es keine Phantombremsungen gibt – ein Problem, das ich bei Tesla regelmäßig hatte. Wie entspannt das die Fahrten nun macht. Werden nur ehemalige Tesla Fahrer zu schätzen wissen. Die Assistenzsysteme arbeiten weitgehend zuverlässig und unaufdringlich.
**Blitzerwarner und Navigation**
Das Navigationssystem warnt zuverlässig vor stationären und sogar mobilen Blitzern. Die akustischen Warnungen funktionieren einwandfrei, und einmal hat Nachts sogar die LED-Innenbeleuchtung passend dazu geblinkt. Außerdem gefällt mir die POI-Suche, bei der ich gezielt nach Restaurants mit Drive-Through auf der Route filtern kann.
**Materialqualität und Innenraumdesign**
Die Materialanmutung im Innenraum ist gut - wenn gleich nicht auf dem Niveau von einigen anderen PKW in der Preisklasse. Das neue Lenkrad gefällt mir optisch deutlich besser als das des Vorgängermodells (welches ich persönlich wirklich häßlich finde). Allerdings empfinde ich es zu groß. Die Sitze sind bequem, und die Verarbeitung macht insgesamt einen guten Eindruck.
**Klimaanlage**
Die Klimaanlage muss ich für eine angenehme Temperatur auf 23°C einstellen – bei anderen Autos reichen mir meist 21°C. Das ist im EV6 aber mit Abstand zu frostig. Diverse YouTuber hatten das auch schon bemängelt. Vermutlich ein Fehler in der Programmierung der Sensoren?!
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## **Negatives – Was mich stört oder fehlt**
**Ladevorgang und Kommunikation**
Der Start des Ladevorgangs dauert mir zu lange. Zwischen Anstecken und tatsächlichem Ladebeginn vergehen oft 1 Minute und mehr. Das ist gerade bei kurzen Stopps nervig. Ich hab hauptsächlich bei Ionity geladen - so dass es evtl. auch darauf zurück zu führen ist. Wie sind da Eure Erfahrungen?
**Navigationssystem**
- es ist nicht wirklich leicht zu bedienen und die Grafiken sind, wenn man sonst Teslas Navi oder Google Maps kennt, echt oldschool.
Nicht alle Ladesäulenanbieter (z.B. EWE Go) sind auswählbar.
- Die hinterlegten Geschwindigkeitsbegrenzungen im Navi sind (nicht nur) in meinem Wohnort oft falsch, was zu nervigen und teils falschen Warnmeldungen führt.
- Die Erkennung von Verkehrszeichen funktioniert nicht zuverlässig. Die Warnung bei Überschreitung lässt sich zwar mit der Mute-Taste ausschalten, aber nur, wenn man nicht telefoniert – dann schaltet die Taste das Mikrofon stumm, aber man bekommt die Warnmeldungen nicht mehr ausgeschaltet.
- Die Spracheingabe im Navi ist unzuverlässiger als die allgemeine Spracherkennung. Just bei meiner 10.000 km Fahrt: Wenn ich im Navi „Flughafen Bahnhof Düsseldorf“ per Spracheingabe melde, findet er mehrere Ziele, aber das gesuchte nicht als Position 1. Gebe ich außerhalb des Navis über die Spracheingabe ein „Navigiere mich zum Flughafen Bahnhof Düsseldorf“ findet er genau das richtige Ziel und ich kann die Navigation starten.
**Bedienung und Komfortdetails**
- Mir fehlt ein zweiter Tageskilometerzähler den ich selber resetten kann. Den „einen“ nutze ich immer bei meinen Autos für alle Fahrten seit dem Kauf. Ein „aktuelle Fahrt“ oder „Seit der letzten Ladung“ Zähler sind gut, aber dennoch fehlt ein weiterer.
- Die Fingerabdruck-Entriegelung ist für mich kein echter Mehrwert, da sie nicht immer zuverlässig funktioniert. Ich habe sie daher deaktiviert.
- Keyless-Go arbeitet manchmal unzuverlässig, sodass ich die Tür doch manuell öffnen muss. Ich habe noch nicht heraus gefunden, was die Ursache sein kann.
- Die Handy-Ladeschale ist für mich unbrauchbar, da das Handy sehr heiß wird. Außerdem fehlt eine Lademöglichkeit für ein zweites Gerät. Auch die Ladeschale habe ich daher deaktiviert und lade old school über ein Ladekabel.
**Anzeige und Instrumente**
- Die Tacho-Grafiken sind nicht sehr ansprechend gestaltet.
- Das Head-up-Display ist für mich kaum hilfreich und bietet zu wenig Konfigurationsmöglichkeiten. Zudem nervt das Blinken des Geschwindigkeitverkehrsschilds, wenn ich schneller fahre als erlaubt. Ich bin kein Raser und fahre in aller Regel nicht mehr als 5-10% über der erlaubten Geschwindigkeit. Ich würde mir wünschen, man könnte das Blinken mit einer eigenen Toleranz konfigurieren.
- Die Verbrauchsanzeige ist ungenau: Es gibt nur einen Balken, aber keine exakte kWh-Anzeige.
**Fahrzeugfunktionen und Alltag**
- Das Fahrlicht schaltet sich nicht automatisch ein, wenn der Scheibenwischer läuft – ein Detail, das ich bei fast jedem Auto vermisse. Wenn es regnet, ist in der Regel die Sicht schlecht. Und dann gehören auch hinten die Rückleuchten angeschaltet. Ich fahre daher dauerhaft mit eingeschaltetem Licht. Das beim Tagfahrlicht hinten das Rücklicht nicht leuchtet, ist vielen Autofahrern gar nicht bewußt - aber das nur als Sitenote.
- Das vorgeschriebene simulierte Motorengeräusch ist für meinen Geschmack zu laut und bleibt auch bis ca. 30 km/h aktiv. Dabei ist die Vorschrift nur, es bis 20 km/h aktiviert zu lassen.
- Automatisches Abschließen beim Verlassen des Fahrzeugs fehlt – etwas, das ich vom Tesla sehr geschätzt habe. Auch das „Ausschalten“ des Autos ist nicht so intuitiv wie beim Tesla, den man einfach nur parkt und dann aussteigt.
**Design und Verarbeitung**
- Was mich wirklich etwas nervt und enttäuscht ist der Umstand, dass ich bei einem Auto mit einem Kaufpreis von circa 60-70.000 € in höchster Ausstattungsvariante und auf den Listenpreis bezogen, an den Fahrertüren Innen teilweise Metall in Wagenfarbe sehe. Das fällt bei meinem roten Auto besonders auf und wirkt nicht besonders hochwertig
- Der schwarze Kunststoff-Zierbalken am unteren Bereich der Außenseiten der Türen zeigt Schmutz und Wasserflecken sehr deutlich, sodass das Auto schnell wieder schmutzig aussieht.
- Die Sonnenblende auf der Fahrerseite ist „zu nah“ – ich muss meinen Kopf einziehen, um sie zur Seite zu klappen (bei 1,80 m Größe). Dabei sitze ich schon weit weg vom Lenkrad und Display
- Das Heckdesign überzeugt mich nicht: Die Fläche zwischen den Heckleuchten wirkt leer und uninspiriert im Vergleich zu vielen anderen äußeren Details.
**Verbrauch**
- Bei konstant 130 km/h liegt der Verbrauch bei etwa 25 kWh/100 km – das ist für ein Fahrzeug dieser Klasse recht hoch. Im Vergleich zu anderen Modellen in verschiedenen Vergleichstests schneidet der EV6 hier überraschend schlecht ab.
**wenn ich heute den EV6 nochmal bestellen würde…**
- würde ich auf Allrad verzichten, um eine höhere Reichweite und einen größeren Frunk zu bekommen
- würde ich die Anhängerkupplung nicht ab Werk kaufen sondern nachrüsten
Was habe ich nach dem Kauf am Wagen verändert?
- Einbau einer Dashcam
- Gummimatte für den Kofferraum
- Orgasystem für das Fach in der Mittelarmlehne.
- Anti Fingerprint Folie für das Display
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## **Fazit nach 10.000 km**
Der Kia EV6 ist ein sehr gutes Elektroauto mit vielen Stärken, vor allem bei Komfort, Ladegeschwindigkeit und Assistenzsystemen. Wer von Tesla kommt, muss sich an einige Bedienungsunterschiede gewöhnen und wird ein paar Komfortfunktionen vermissen.
Die Materialqualität, das Fahrgefühl sind gut und die Geräuschkulisse ist angenehm.
Es gibt aber auch einige Details, die mich im Alltag stören.
Insgesamt würde ich den EV6 dennoch weiterempfehlen – mit dem Hinweis, auf die genannten Punkte zu achten und gegebenenfalls die passende Variante zu wählen.
Dennoch schiele ich jetzt auf den Mercedes CLA sobald er als Shootingbrake kommt.