Okay, ich versuche es mal so kurz wie möglich.
Wenn dann noch Fragen sind kann man ja über Details reden.
Wenn man wissen möchte wieviel Energie ( in kWh ) in einer Batterie steckt bzw. wieviel elektrische Energie man aus Ihr beziehen Kann muss man das grundsätzlich messen.
Man nimmt die vollgeladene Batterie und hängt eine regelbare Last dran, so das der Strom der fließt während des Zeitraums von t (Start) bis t(Ende) konstant ist.
Die Batterie wird also von 100% SoC entladen bis 0% SoC.
Der Hersteller macht das bei seinen Tests in der Regel mit dem Strom der 1C entspricht, also der einfachen Strom-Kapazität der Batterie.
Die Dauer des Zeitraums sollte also einer Stunde entsprechen.
Während dieses Vorgangs wird die Spannung der Batterie ungefähr diesen Verlauf nehmen:
Li-ion Discharge Voltage Curve Typical.jpg
Die Elektrische Arbeit berechnet man mit :
W = P * t ( W = Arbeit in Wattsekunden, P = Leistung in Watt, t = Zeitintervall in Sekunden )
Es geht also um die Leistung die über einen Bestimmten Zeitraum erbracht wird.
Elektrische Leistung ist Spannung * Strom:
P = U*I
Also W = U*I*t
Den Strom kennen wir, soll konstant 1C sein über den gesamten Zeitraum.
Das Zeitinterval kennen wir auch, soll eine Stunde sein.
Die Spannung ist das Problem hier !!!
Welche sollen wir nehmen?
Die 4,2 Volt vom Anfang der Kurve?
Die 2,75 Volt am Ende? ( Entladeschlussspannung)
Oder irgendeine frei gewählte dazwischen?
Geht so nicht!!!!
Ich denke man sieht im Bild, auch ohne Physikstudium das es so nicht funktioniert.
Die Formel W = U*I*t gilt nur wenn Strom und Spannung über den gesamten betrachteten Zeitraum konstant sind.
Wenn Strom oder Spannung ( oder beides ) nicht konstant ist in der Zeitspanne gilt :
( nach Wikipedia )
Das Integral unserer Ladekurve von t(start) bis t(ende).
Das Integral einer Funktion enstpricht der Fläche zwischen dem Funktionsgraph und der x-Achse ( wer erinnert sich noch ? ) ![]()
wir müssen das nicht berechnen, der Hersteller hat das mit hinreichender Genauigkeit gemessen.
Elektronische Lasten können in sehr kurzen Abständen den Strom und die Spannung messen. Dann hat man für dieses kleine Zeitinterval ( seit der letzten Messung ) die Arbeit W = U*I*t.
In diesem Fall kann man die Formel nehmen weil in dem kurzen Intervall keine Siginifikante Änderung der Spannung stattfindet. Die so gewonnenen Werte werden alle aufaddiert und ergeben dann am Ende die gesamte Energie die aus der Batterie gezogen wurde.
Jetzt wo man diesen Wert weiß macht man einen Kunstgriff um es Nachahmern zu erleichtern. Man überlegt sich welche Spannung man bräuchte damit man doch die einfache Formel anwenden kann.
Das ist dann die Nominalspannung des Akku.
Deswegen gilt in diesem Fall W = U(nominal) * I ( konstanter Entladestrom) * t ( unsere Stunde ) = Energiegehalt in kWh.
Ich habe die Nominalspannung in der Entladekurve oben grün gestrichelt eingezeichnet. Man kann wohl erkennen das die Fläche unter dieser Linie ( ein Rechteck ) wohl der Fläche unter dem Graphen der Spannung entsprechen wird.
Die rotgestrichelte Linie ist die Ladeschlussspannung ( also bei SoC 100% ). Man sieht das die Fläche unter dieser Linie deutlich größer ist als die Fläche unter der Spannungskurve.
Die Nominalspannung ist quasi die aber alle Punkte der Ladekurve im betrachteten Zeitintervall gemittelte Spannung ( der Durchschnittswert ).
Mit konkreten Zahlen :
Im Post #197 habe ich die im ioniq Forum geposteten Werte der Batteriezellen verlinkt.
Es sind Li-Ion NMC Pouch-Zellen von SK Innovation Typ SK 55A :
Zwei Parallel und davon dann 192 in Serie , oder 192S2P ( kann man auch in der database im Link in Post #207 nachsehen ).
Zwei parallel -> 111,2 Ah ; Nominalspannung 3,7 V
davon 192 in Serie -> 111,2 Ah ; Nominalspannung 710,4 V
111,2 Ah entspricht 111,2 A * 1 Stunde
Mit der einfachen Formel:
W = U*I*t = 710,4 V * 111,2 A * 1h = 78.996,48 Wattstunden oder 79 kWh.
Das ist die Kapazität eines Akkus den man in der Form aus diesen Zellen zusammenbaut.
Ich würde das mal als die Bruttokapazität bezeichnen.
Durch die Einschränkungen die Kia mit den Parametern des BMS hinzufügt ( geringere Ladeschlussspannung; höhere Entladeschlussspannung ) ergibt sich dann die Nettokapazität bzw die nutzbare Energiemenge in kWh.
Mit den Infos die wir bisher über den AKku haben ( immer vorausgesetzt die stimmen so, sieht aber sehr stark danach aus) kann ich diese vom ADAC veröffentlichten 87 kWh überhaupt nicht nachvollziehen.
Hoffe das ist jetzt klar geworden.
Leider doch nicht so kurz wie ich erhofft hatte...
![]()
Wer es kürzer schafft, kriegt nen Orden.
Jörg