Zum Thema Reichweitenangst: So merkt man, dass man wirklich keine mehr hat.
Samstag Nacht bin ich nach 2 Wochen und 700km mit 80km/h auf der Landstraße wieder zurück aus Norddänemark gefahren.
Bis zur ersten Ladesäule in Vejle waren es 254km. ABRP sagte mir, du kommst mit 10% SOC an, Kias Schätzeisen versprach 334km.
Auf der Autobahn in Dänemark kann man 130km/h fahren, einige Strecken sind 110km/h, ganz wenige mit 90km/h.
Wir hatten 10 Grad, kaum Wind (in Böen 20km/h).
Was habe ich geprüft, bevor ich mich entschieden habe, bis zu der Ladesäule nach Vejle zu fahren?
Es waren 3 150kW Lader mit 6 Ladepunkten. Laut Elvah waren sie zuverlässig. Gleichzeitig gab es weitere 2 Lademöglichkeiten von anderen Anbietern in unmittelbarer Nähe.
Somit war die Versorgung vor Ort gesichert und es gab nicht nur einen Plan B sondern auch noch C.
Zusätzlich hat der Kia EV6 4kWh Puffer unter 0%, man kann also noch mal ca. 20km langsam weiter fahren als man denkt.
Also bin ich vollgepackt losgefahren und die Reichweitenanzeige vom Kia schrumpfte kontinuierlich, weil das Schätzeisen sich völlig verplant hat, da es die Vergangenheit von 700km auf der Landstraße für die Kalkulation des Verbrauchs auf der Autobahn mit 130km/h genutzt hat.
Als dann auch noch 35min vor dem Ziel, bei 30% SOC die Vorkonditionierung anging, schrumpfte der Reichweiten-Puffer natürlich noch weiter zusammen.
Der erste Schreck war dann deine Autobahnvollsperrung, etwas was man sich nicht wünscht, wenn man mit ca. 20km Restreichweite plant, am Ziel anzukommen. Glücklicherweise war die Umleitung kein Umweg und die 80km/h auf der Landstraße für den Verbrauch förderlich.
Bei 15% SOC kam dann eine weitere angenehme Überraschung hinzu, ein Schwerlasttransport, der mit 92km/h GPS-Geschwindigkeit über die Autobahn bretterte und die gesamten 2 Fahrspuren inkl. Pannenstreifen belegt hat, sprich komplettes Überholverbot.
Das führte dann dazu, dass wir mit 8% SOC am Lader angekommen sind.
Die Lader sahen neu und gut aus, es war das Modell Alpitronic HYC _300, das auch 300kW kann aber nur mit Modulen für 150kW ausgestattet war.
Ich habe dann das Auto geparkt, den Stecker eingesteckt und die Ladung mit der App gestartet.
Nichts passiert.
Den anderen Anschluss an der Säule ausprobiert, ebenfalls nichts. Nun lies sich auch noch der Stecker nicht entriegeln.
Also alle aus dem Auto raus, Auto abgeschlossen, dann aufgeschlossen und zwei mal auf den Schlüssel fürs Aufschließen gedrückt und das Kabel war frei.
Dann habe ich das Auto umgeparkt und an der nächsten Säule hat die Ladung gestartet.
Als ich sie dann bei 88% SOC via Elvah-App beenden wollte, war die Ladung nicht mehr zu sehen. Also bin ich schnell ins Auto gesprintet, habe bei 89% SOC die Ladegrenze auf 90% reduziert, so dass sie dann bei 90% beendet wurde und die Ladebuchse entriegelt hat.
Ich habe übrigens in 33 Minuten von 8%-90% SOC ingesamt 67,21kWh am 150kW-Lader geladen. So groß ist der Unterschied zwischen einem 150kW- und 300kW-Lader nicht, vielleicht 5 Minuten.
Woran habe ich gemerkt, dass ich keine Reichweitenangst habe?
Ich war bei den ganzen Vorfällen entspannt.
Denn ich wusste, irgendeine Ladestation wird funktionieren, so war es immer, manchmal muss man einige Stunden im schlimmsten Fall auf den Support warten, aber es hat in den letzten 7 Jahren bei über 250.000km elektrischen Kilometern in Europa und Afrika immer irgendwie mit dem Laden geklappt.
Die Krönung war dann noch am Ziel in Kiel.
Die beiden 300kW-Säulen am Citipark gingen nicht. Es hat geregnet und die gebrochen Deutsch sprechende Frau von der Hotline stellte nach 10min fest, dass sie mir nicht helfen kann, weil sie Tankstellen betreut und nicht die Ladesäulen von den Stadtwerken.
Gut das es in 6km Entfernung die nächste Säule gab und wir dann dort das Auto aufladen konnten.
Lange Rede kurzer Sinn. Selbst wenn alles schief geht geht es trotzdem irgendwie und meistens gut aus.